Kelten in Oberfranken

Eine neue Legende einer keltischen Fürstenfamilie
auf der Ehrenbürg (Walberla) bei Forchheim

Zeitweise waren Teile unseres heutigen Oberfranken, besonders das Maintal, in der La-Tene-Zeit von keltischen Stämmen besiedelt. Oft haben auch Einheimische die keltische Kultur übernommen und die Völker haben sich vermischt. Funde aus dieser Zeit wie zum Beispiel eine Schmuckkette mit Bronzeperlen findet man im Heimatmuseum Ebermannstadt, außerdem im Landschaftsmuseum Obermain auf der Plassenburg in Kulmbach. Überlieferungen in Schriftform gibt es von den Kelten keine, auch Namen von Personen, oder wie sie die Berge und Flüsse damals nannten, sind kaum erhalten. Nachfolgend eine Legende, wie man sich das Leben in dieser Gegend zu dieser Zeit vorstellen kann.

Die keltische Fürstenfamilie auf der Ehrenbürg, dem Walberla

Die keltische Fürstenfamilie auf der Ehrenbürg, dem Walberla
Die keltische Fürstenfamilie und die Druidin auf dem Walberla
Vor langer Zeit, um das Jahr 400 vor Christus, thronte über den weiten Wiesen und dem gewundenen Lauf des Flusses, den wir heute Wiesent nennen, ein kleiner Ringwall aus Erde und Steinen. Auf der Höhe, die man später Ehrenbürg, und die Einheimischen Walberla nennen sollten, lebte eine keltische Fürstenfamilie, nicht reich an Gold oder Heeren, aber reich an Vertrauen, Güte und Weitsicht.

Der Fürst, ein Mann von bedächtiger Stimme und klarem Blick, war kein prunkvoller Herrscher. Er kannte den Wert der Einfachheit und wusste, dass wahre Stärke darin lag, die Gemeinschaft zusammenzuhalten. An seiner Seite lebte die Fürstin, eine Frau von stiller Würde. Gerne trug sie das Bronzeperlen-Halsband, das von Generation zu Generation weitergegeben wurde, das einzige wertvolle Schmuckstück, das die Familie besaß.

Das zweite große Kleinod war ein kleiner, kunstvoll gearbeiteter Aryballos, ein kugeliges Gefäß, den ein Vorfahr bei einem Händler aus Griechenland eingetauscht hatte, der dafür nur seltsam aussehende, wertlose Steine von ihrem Hügel haben wollte. Dieses Gefäß war viel zu schade, um gewöhnliche Dinge darin aufzubewahren. Es wurde wie ein heiliger Schatz aufbewahrt, Symbol für die Verbundenheit ihrer Welt mit den großen Handelsstraßen, die über Berge und Meere führten.

Die beiden hatten eine Tochter, jung, mit leuchtenden Augen und offenen Händen. Sie liebte es, barfuß über die Wiesen zu laufen, im Wind das Rauschen und Rascheln der Blätter zu hören und mit den Tieren des Waldes zu sprechen, als wären sie ihre Geschwister.

Die Druidin

Bei ihnen lebte eine Druidin, eine Frau, die als Mittlerin zwischen den Menschen und den Mächten der Natur galt. Sie verstand es, mit dem Rauch von Kräutern Regen heraufzubeschwören, durch das Lauschen des Donners Vorzeichen zu deuten und mit heilenden Salben Wunden zu schließen. Die Bauern aus den Tälern kamen zu ihr mit ihren Sorgen, und schon immer, so lange man zurückdenken konnte, brachten sie Getreide, Käse und Fleisch als Gaben auf die Ehrenbürg.

Das Jahr des großen Unwetters

Tochter der keltischen Fürstenfamilie auf der Ehrenbürg, dem Walberla
Die Tochter der keltischen Fürstenfamilie auf der Ehrenbürg, dem Walberla, trägt einen Halsschmuck mit Bronzeperlen, gefunden auf der Ehrenbürg, heute zu sehen im Heimatmuseum Ebermannstadt.
Keltischer Halsschmuck mit Bronzeperlen von der Ehrenbürg, heute im Heimatmuseum Ebermannstadt
Doch eines Sommers erschien der Himmel nicht als Freund. Von weitem hörte man Donnergrollen wie das brüllen von riesigen Ungeheuern. Die Fürsten-Familie saß am Feuer in der Halle. Die Druidin verbrannte Kräuter im Feuer und versuchte, aus dem Rauch Informationen über drohendes Unheil zu gewinnen.

»Mutter,« fragte die Tochter, »warum fürchten sich selbst die Erwachsenen und die Bauern so sehr, wenn der Himmel donnert?« Die Fürstin legte ihr eine Hand auf die Schulter. »Weil sie glauben, dass die Götter zürnen. Doch wir wissen: Donner ist auch nur die Stimme der Erde, die uns mahnt, dass wir nicht allmächtig sind, und bescheiden zu bleiben.«

Die Druidin nickte langsam und warf erneut getrocknete Misteln ins Feuer. »Und manchmal«, fügte sie hinzu, »ist Donner auch eine Antwort auf Fragen, die wir noch nicht gestellt haben.«

Dunkle Wolken sammelten sich und brachten stürmischen Regen, der die Felder der Bauern überschwemmte. Hagel fiel in schweren Schlägen, und was an Ähren und anderen Feldfrüchten noch stand, zerknickte, Obst verfaulte an den Bäumen, und die Menschen standen verzweifelt vor den Trümmern ihrer Ernte.

Der Zorn der Bauern

In ihrer Angst wandten sie sich gegen jene, denen sie einst vertraut hatten. »Die Druidin hat das falsche Wetter beschworen!«, murrten sie. »Die Fürstenfamilie hat versagt, sie kann uns nicht mehr beschützen.« Misstrauen und Zorn zogen durch die Täler, und manch einer sprach davon, die Ringwallanlage zu stürmen und alle mit den Gabeln aufzuspießen.

Die Weitsicht des Fürsten

Nach dem verheerenden Hagel versammelten sich die Bauern unten am Wall. Ihre Stimmen waren laut, ihre Gesichter verhärtet. »Fürst! Druidin!«, rief einer. »Wo ist eure Macht geblieben? Du hast Regen versprochen, doch Wasserfluten und Sturm haben unsere Felder zerschlagen!« Ein anderer schrie: »Warum sollen wir euch ernähren, wenn ihr uns nicht beschützt?«

Der Fürst trat an das Tor und hob beschwichtigend die Hände. »Hört mich an, Nachbarn. Wir haben gemeinsam viele Sommer gesehen. Habt ihr je gehungert, solange wir miteinander standen?« Ein alter Bauer brummte: »Noch nie, aber diesmal ist die Ernte verdorben und die Speicher vom Vorjahr sind leer.« Da sagte der Fürst mit ruhiger Stimme: »Nicht alle Speicher!« Und er ließ die Tore zu den Vorratsräumen öffnen.

Schon die Jahre zuvor hatte der Fürst vorsorglich große Vorratsräume in den Fels schlagen lassen, geschützt vor Nässe, Kälte und Hitze. Während andere über ihn spotteten, weil er Getreide einlagerte, das doch jedes Jahr neu wuchs, hatte er unbeirrt weiter gesammelt. Nun, da die Vorräte der Bauern erschöpft waren, öffnete er die Lager.

Die Menschen staunten, als sich die Tore öffneten und Scheffel voller Getreide, Körbe voller getrockneter Beeren und Obst, geräucherte Fische und Pökelfleisch zum Vorschein kamen. »Ihr habt gesammelt, während wir lachten?« fragte eine Bauersfrau ungläubig. »Ja,« antwortete der Fürst, »ich habe gesammelt, nicht um euch zu verhöhnen, oder mich zu bereichern, sondern um euch zu retten. Nehmt, teilt es gerecht. Und vergesst nicht: Jeder Sommer nährt auch den Winter.« Und die Fürsten-Familie teilte die Schätze mit allen: Frauen, Kindern, Alten, allen Hungrigen, nicht viel auf einmal, aber genug zum Überleben.

Die Druidin hob ihre Arme. »Die Götter prüfen uns, aber sie haben uns nicht verlassen. Sie haben uns Vorsicht und Gemeinschaft gelehrt.« Da schwand der Zorn aus den Gesichtern der Bauern. Stattdessen traten Tränen der Erleichterung und des Begreifens hervor. So überlebte die Gemeinschaft den Winter, nicht in Fülle, doch ohne zu verhungern. Und schnell erlosch der Zorn, der die Bauern gegen die Fürstenfamilie und die Druidin aufgebracht hatte.

Das Beltane-Fest

Die Fürstenfamilie, die Druidin und die Bauern beim Beltane-Fest
Die Fürstenfamilie, die Druidin und die Bauern beim Beltane-Fest
Als der Schnee schmolz und die Tage wieder länger wurden, bereiteten sich alle auf das große Beltane-Fest vor. In dieser Nacht zwischen Frühling und Sommer entzündeten sie Feuer auf den Höhen. Auch auf der Ehrenbürg versammelte sich die Fürstenfamilie, einige Bauern und die Druidin um ein großes, knisterndes Feuer. Die Druidin erhob ihre Stimme: »Götter des Himmels, der Erde und des Wassers, hört unser Flehen! Lasst heuer eine gute Ernte gedeihen, welche die Familien nährt!«

Die Fürstin trat hervor, ihr Bronze-Halsband funkelte im Schein der Flammen. Mit erhobenen Händen rief sie gemeinsam mit der Druidin die Göttinnen der Natur an: Danu, Mutter allen Wassers und Lebens, Flidais, Hüterin der Wälder und Tiere, Arduinna, Göttin des Waldes, Herrin der Jagd und der Berge, und Abnoba, Beschützerin der Flüsse und Quellen. Alle brachten ihre Bitten gen Himmel dar, auf eine gute Ernte. Und in dieser Nacht verbanden sich die Herzen aufs Neue: Bauern und Fürsten, Mensch und Natur, Hoffnung und Erinnerung.

Die Tochter des Fürstenpaares stand dabei, barfuß im Gras, und lächelte den Sternen entgegen. Sie fasste die Hand der Mutter. »Siehst du,« flüsterte sie, »sie tanzen wieder, nicht aus Angst, sondern aus Freude.« Die Druidin lächelte geheimnisvoll. »So soll es sein, Kind. Wenn Menschen und Natur einander vertrauen, ist selbst der längste Winter oder das größte Unwetter nur ein Traum, der vergeht.«

Und der Tochter wurde bewusst, dass Reichtum nicht im Gold lag, sondern in Wissen, in guter Planung und im Vertrauen, das Menschen einander schenken, eine Lehre für's Leben. Und so blieb die kleine Fürstenfamilie auf der Ehrenbürg in Erinnerung, nicht als mächtige Herrscher, sondern als Bewahrer des Lebens in schwerer Zeit.

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